Im dritten Jahr finden unsere Weihnachtsgottesdienste schwerpunktmäßig unter freiem Himmel statt. Sie beginnen immer mit einer Geschichte über die Krippenfiguren in der Kirche, die sich Gedanken machen über die Menschen. Hier ist die Geschichte aus diesem Jahr:

Als es am Heiligabend hell wurde in der Auferstehungskirche, wachten die Krippenfiguren auf und unterhielten sich. Das Jesuskind war, wie jedes Jahr, gerade erst angekommen und sagte zu Maria: „Puh! Dieses Jahr ist es noch etwas kälter hier als sonst immer.“

„Das stimmt,“ antwortete Maria, „ganz schön zapfig.“ 

Und ein Hirte warf ein: „Es kommen diesen Advent auch sonntags kaum Menschen. Ich glaube, denen ist es hier zu kalt; sie treffen sich jetzt woanders.“

„Mäh“, sagte ein kleines Schaf. „Die haben einfach ein viel zu dünnes Fell, die Menschen.“

Joseph räusperte sich und erklärte: „Ich denke, der Ofen in der Kirche ist kaputt. Oder sie haben nichts mehr, womit sie heizen.“

Ein kleiner Hirte meinte: „Ist das Brennholz alle? Dann könnten wir ihnen doch ein bisschen Dung trocknen. Es müssten einfach nur alle Schafe mal kräftig Mist machen.“ 

Und zwei vorwitzige Schafe riefen: „Wir machen Mist! Wir machen Mist! Wir machen jeden Mist mit!“

Das Jesuskind fragte: „Sind die Menschen auf einmal so arm geworden, dass sie nicht mehr heizen können?“ 

Der älteste der Hirten antwortete: „Die Leute, die an den Werktagen herkommen, sprechen in ihren Gebeten immer wieder von einem Krieg. Ich fürchte, deshalb ist vieles gerade knapp.“

„Krieg, Kälte, letztes Jahr die Krankheiten – der Welt bleibt in letzter Zeit aber auch nichts erspart“, sagte Maria nachdenklich und mitfühlend. Sie schaute das Jesuskind an: „Ein Friedefürst würde der Welt jetzt gut tun.“

„Da sagst Du was Wahres,“ meinte ein Engel. „So Herodes-Typen haben sie jedenfalls mehr als genug: Gier, Gewalt und Größenwahn auf der einen Seite, Angst und Ratlosigkeit auf der anderen. Und viele, die frieren und hungern.“ 

Das kleine Schaf meldete sich wieder zu Wort: „Mäh! Die brauchen eben ein dickeres Fell.“

„Sei vorsichtig mit solchen Vorschlägen“, sagte einer der Hirten. Sonst rasieren sie Dir am Ende noch Deine Wolle ab und machen Pullover draus.“

„Mäh!“, sagte das kleine Schaf. „Nur schlechte Hirten machen sowas.“

Maria sagte zu Joseph: „Ich glaube, auch deshalb stellen die Menschen so gern Krippen auf. Das ist wie ein Schnappschuss aus Gottes zukünftiger Welt. Eltern und Kind, Schafe und Hirten, Engel und Weise. Und es ist sicher kein Zufall, dass Herodes dort nie auftaucht.“

„Ahh, mir wird schon ein bisschen wärmer“, sagte das Jesuskind.

„Das ist gut“, sagte Maria. „Schlaf noch ein bisschen. Es ist gerade so schön still hier.“