Als am 8. Mai 1945 die Wehrmacht nach dem Selbstmord des Diktators in Berlin bedingungslos kapituliert hatte, endete die Zeit des allgemeinen Plünderns und "Organisierens" im zerschlagenen Reich. Nach wenigen Tagen funktionierten Wasser-und Lichtversorgung wieder, und man begann sich wieder zwischen Trümmern und Ruinen einzurichten. Zwar waren die Lebensmittel sehr streng und knapp rationiert, aber daran war man ja seit Beginn des unseligen Krieges längst gewöhnt. Neu war natürlich die Ausgangssperre von 20 Uhr abends bis 7 Uhr morgens.

Bei einer ersten Zusammenkunft erklärte die Besatzungsbehörde Oberkirchenrat Dekan Schieder gegenüber sofort, dass die Kirchen in Wort, Schrift und in ihren Veranstaltungen nach 12 Jahren wieder vollkommen frei sein würden, sicher in Anerkennung des tapferen Widerstands der „Bekennenden Kirche“ im Dritten Reich.

Die Gottesdienste gingen tatsächlich in gewohnter Weise weiter und trotz der allgemeinen Unruhe und Unsicherheit versammelte sich dabei gerade in der ersten Zeit nach dem Zusammenbruch eine stattliche Anzahl von Gemeindegliedern. Die Predigten an diesen Sonntagen setzten sich natürlich in allem Ernst und aller Offenheit mit der neuen Lage auseinander. Der fundamentale Gegensatz zwischen christlichem Glauben und germanischem Mythus wurde eindringlich klar gemacht und der politische und militärische Zusammenbruch als das Gericht Gottes über die Selbstherrlichkeit des Menschen gezeigt.

Das kirchliche Leben kam in seiner gewohnten Ordnung rasch wieder in Gang: die volle Liturgie wurde wieder eingeführt, die kirchliche Unterweisung in Katechismus, biblischer Geschichte und Choral wurde für zwei Klassen wieder aufgenommen, die Jugendarbeit erneut aufgebaut und die Waldgottesdienste am Valznerweiher wieder begonnen. Die Pfarrhäuser wurden durch Plakate in englischer Sprache als unantastbar ausgewiesen und der Pfarrer durch Ausweis von der sonstigen Bewegungsbeschränkung ausgenommen, was eine große Hilfe bei seiner seelsorgerischen Arbeit war, und diese Arbeit war bei den zahllosen Nöten der Zeit äußerst umfangreich.

Die Wiederherstellung der alten Kirche (Herbst 1945)

Nach Beruhigung der allgemeinen Lage war es in der zweiten Hälfte des Jahres 1945 endlich möglich, die zerstörten Teile des alten Kirchleins wieder herzurichten. Als erstes wurden die zerstörten Wände herein geschoben und in der letzten Woche des Kirchenjahres durch Maurer-, Stuck- und Malerarbeiten der Firmen Hähnlein, Jakob und Mederer wieder hergestellt und getüncht. Auch die Orgel wurde von Herrn Holländer in langwieriger Arbeit wieder instandgesetzt. Schon vorher war das Kirchendach zu dreiviertel mit Aluminiumblech gedeckt worden, sodass die Kirche vor schlimmsten Wasserschäden bewahrt blieb. So konnte das neue Kirchenjahr 1946 in einer neuen Kirche festlich begonnen werden.

 

Lesen sie mehr zur Geschichte der Auferstehungsgemeinde im Artikel zum "neuen Gemeindeaufbau ab 1945"