Vom Forsthof zur Großstadtgemeinde

Die Forsthube Zerzabelshof mit Zeidelgut am nordöstlichen Rand des großen Lorenzer Reichswaldes ist bereits am Anfang des 14. Jahrhunderts als Besitz des Nürnberger Patriziergeschlechts der Stromer, später Waldstromer, bezeugt. Der Ort hieß damals Zernzagelshof, was wohl aus „ze deren Zagels Hof“ entstanden ist. Am Ende der Reformationszeit, nämlich 1562, tritt uns erstmals der heutige Name "Zerzabelshof" entgegen.

Zabo_1698_KupferstichDie Muttergemeinde Mögeldorf, die als politisches Gemeinwesen bekanntlich älter ist als die stolze Freie Reichsstadt Nürnberg, hatte ursprünglich zur uralten Pfarrei Rasch unterhalb Altdorf im Schwarzachtal gehört, war aber 1400 selbständig geworden. 1498 gehört der Zagelshof dem Nürnberger Bürger Hans Schütz, der 1500 dicht neben dem Schloss eine der Heiligen Anna geweihte Kapelle errichten lässt, die zwar der Bischof Gundekar von Eichstätt weiht, gegen deren gottesdienstliche Verwendung aber der Rat von Nürnberg beim Papst erfolgreich Einspruch erheben lässt.

1526 wird Mögeldorf mit Zerzabelshof evangelisch. Von 1562 bis 1860 ist die Nürnberger Patrizierfamilie von Löffelholz Herrin des Schlosses in Zerzabelshof (heute Aussiger Platz 4 und 6). Als Freiherr von Metthing 1862 als nunmehriger Besitzer das Schloss erweitern ließ - Zerzabelshof war 1849 eine selbständige Dorfgemeinde geworden -, wurde die Kapelle monatlich einmal für eine Betstunde zur Verfügung gestellt. Zuständige Kirche war bis 1932 weiterhin St. Nikolaus und St. Ulrich in Mögeldorf, zu der die treuen Kirchgänger aus Zerzabelshof Sonntag für Sonntag in halbstündigem Marsch pilgerten und wo auch die Kinder konfirmiert und die Toten der Gemeinde bestattet wurden.

1555 hatte Zerzabelshof 12 Güter gezählt. 1825 waren es 25 Häuser und 1900 auch erst 49. 1906 erwarb Leonhard Haas das Metthingsche Anwesen, um 1912 einen Großteil der Liegenschaften an den 1. FCN zu verkaufen, dessen 1913 angelegter Sportpark unter dem Namen „Zabo“ den zunächst noch kleinen Ort in den nächsten Jahren in der ganzen Welt bekannt machen sollte.

Zwar waren in dem früher ärmlichen Dorf schon vor 1914 erste Villenbauten entstanden, aber die eigentliche Blütezeit des Ortes sollte erst 1923 mit der Eingemeindung in die Stadt Nürnberg beginnen.

Zur privaten Bautätigkeit trat nun das Wirken dreier Baugenossenschaften, die bereits 1919 gegründet worden waren: um den alten Dorfkern legten sich im Nordosten die Reihenhäuser im Raum der Herrnscheid-, Siedler-und Fallrohrstraße, die die „Baugenossenschaft Zerzabelshof“ erstellte, im Westen entstanden an der Waldluststraße und am Heimgartenweg die Häuserzeilen der „Beamtenbaugenossenschaft Nürnberg e. G. m. b. H.“, während im Südosten die sogenannte Bingsiedlung an Bing-, Rohrmatten-und Torwartstraße an den Reichswald heranrückte. So wuchs die Gebäudezahl von 88 im Jahre 1921 auf 150 im Jahre 1930 und die der Seelen zwischen 1921 und 1932 von 1180 auf rund 5000, von denen etwa 3000 evangelisch waren.

Da reichte die Schlosskapelle mit ihren 60 Sitzen allmählich in keiner Weise mehr aus, zumal Herr Alfred Euerl, Kirchenvorsteher in Mögeldorf und Mitglied der Landessynode, im April 1926 den gut besuchten Kindergottesdienst in Zerzabelshof eingeführt hatte.

So war es verständlich, dass am 23. September 1925 auf Anregung des Mögeldorfer Hilfsgeistlichen Georg Seiß der evangelisch-lutherische Kirchenbauverein Zerzabelshof gegründet wurde, der am 11. November 1926 den Ankauf eines Kirchenbauplatzes beschloss.

Nachdem Zerzabelshof am 1. Mai 1928 einen eigenen Stadtvikar in der Person von Heinrich Schorn bekommen hatte, wurde am 25. Februar 1929 vom Kirchenbauverein der dringend notwendige Bau einer eigenen Kirche und zwar der einer Notkirche beschlossen; 1929 kam es ja zu der besonders für Deutschland wirtschaftlich und politisch äußerst folgenschweren Weltwirtschaftskrise

Am 31. Januar 1930 wurde von der evang.-luth. Gesamtkirchenverwaltung für die evang.-luth. Kirchenstiftung Zerzabelshof ein 0,987 ha großer Platz zwischen Koler- und Rohrmattenstraße als Kirchenbauplatz erworben.

 

Bild

1) Zerzabelshof im Jahre 1698 (nach einem alten Kupferstich)

Lesen sie mehr zur Geschichte der Auferstehungsgemeinde im Artikel zur "Geschichte der Gemeinde ab 1930"