Auf dem Posten des Kirchners gab es eine wichtige Veränderung: Michael Reim, der seit 1932 seinen Dienst treulich geleistet und inzwischen das 70. Lebensjahr erreicht hatte, wurde am 1. Januar 1946 von Stefan Bürner abgelöst, der sich schon vor sechsjährigem Kriegsdienst im Gemeindeleben und im Kirchenvorstand bewährt hatte. Der politische Säuberungsprozess und die neue gewichtige Stellung der Kirche bewirkten eine Zunahme der Kircheneintritte und ein vollkommenes Ende der Kirchenaustritte. Kircheneintritte wurden allerdings erst nach halbjähriger Bewährungsfrist vollzogen.

Neben dem Neuaufblühen der männlichen und weiblichen Jugendarbeit durch Einsatz zweier Berufskräfte -Herrn Börner und Frl. Stoller - und der Aufstellung eines eigenen Kreises junger Kriegsheimkehrer war die Schaffung eines Posaunenchors für die Gemeinde von größter Bedeutung. Seit 1945 war das Pfarramt bemüht, für Gemeindezwecke und besonders für den Waldgottesdienst einen Posaunenchor aufzustellen. Nach langen, eifrigen Rundfragen konnten acht verschiedene Blasinstrumente erworben werden und schließlich wurde durch Kantor Schuhmann ein Posaunenchor gegründet, der den Gottesdiensten eine besonders feierliche Note zu geben verstand.

Um der erweiterten Jugendarbeit einen geeigneten und leicht heizbaren Raum zu schaffen, wurde die "Jugendhütte" mit Hilfe der treuen Handwerksmeister der Gemeinde um 2 Meter erweitert.

Zur Vorbereitung des Neubaus eines Pfarrhauses wurden die Pachtgärten des Bienenzüchtervereins am Reichswaldsaum wieder in kirchlichen Besitz überführt.

Ein besonderes Ruhmesblatt in der Geschichte der Gemeinde sollte das "Evangelische Hilfswerk für die Opfer des Krieges" werden. Die Not der heimkehrenden Soldaten, der Ausgebombten und vor allem der Flüchtlinge aus dem einstigen deutschen Osten, die durch die Gemeinde zogen, hatten diesen jüngsten Zweig der Inneren Mission entstehen lassen. Unter der umsichtigen und zielbewussten Leitung von Otto Strunz -in Zusammenarbeit mit Pfarrer Dr. Eichner -wurde ein "Freundeskreis" ins Leben gerufen, dem über die Hälfte aller Familien der Gemeinde beitraten. Die Gemeindehelferinnen übernahmen für ihre Bezirke neben Geld-auch Kleider-und Hausgerätesammlungen. Einen ganz besonderen Erfolg verzeichnete eine Sofakissensammlung für Flüchtlingskinder ohne richtige Betten. Alte, Kranke und Kriegsversehrte ohne Rente konnten mit Geld unterstützt werden. Dieses "Zaboer Hilfswerk" wurde durch seine neuen Ideen und ständige Werbung in der Öffentlichkeit weithin bekannt und vorbildlich für die Gesamtgemeinde Nürnbergs.

Ein besonders feierlicher Festtag wurde für die Gemeinde der Tag der Einweihung der Gefallenengedächtnistafeln am 13. Oktober 1946 in einem weihevollen Festgottesdienst. Für jeden Gefallenen war an den beiden Seitenwänden des Kirchleins ein Totenschild mit Namen, Geburts-und Todesdatum angebracht, der von dem Spruch Römer 14,8 umrahmt war. Totengedenken und Trostpredigt waren von musikalischen Darbietungen des Organisten Schuhmann würdig umrahmt.

An Weihnachten 1946 füllte eine für die gnädige Bewahrung dankbare Gemeinde das Notkirchlein bis zu den letzten Plätzen. Vorher schon hatte am 4. Advent in einer eigenen Kinderweihnacht das Evangelische Hilfswerk Kinder armer Eltern mit Spielzeug und Süßigkeiten beschenkt. Auch an Alte und Kranke konnten Liebesgaben aus Amerika verteilt werden, aber auch Kleider und Schuhe an Bedürftige weiterhin ausgegeben werden.

Das Jahr schloss mit den Kirchenvorsteherwahlen und der "Weihnachtsbitte der Evangelischen Kirche" um die Freilassung unserer Kriegsgefangenen. Diese Wahl war als die erste seit 1933 von ganz besonderer Bedeutung. Es darf in diesem Zusammenhang darauf hingewiesen werden, dass nach dem Ausscheiden der deutsch-christlich eingestellten Kirchenvorstände die übrigen umso treuer zur Kirche gehalten hatten.

Der Kirchenvorstand hatte sich so auch in unserer Gemeinde zu einer treuen und äußerst erfolgreichen Arbeitsgemeinschaft entwickelt. Die Liste der Neugewählten umfasste die Herren Wolfer, Schneller, Böld, Hofmann, Eirich, Munker, Zimmermann, Rettig, Müller, Lieber. Otto Strunz wurde als Vertreter des Evangelischen Hilfswerks weiter in den Kirchenvorstand einbezogen. Die Verpflichtung der neuen Kirchenvorsteher erfolgte in einem feierlichen Gottesdienst.

Mit der Evangelischen Kirche Deutschlands führte auch unsere Gemeinde einen feierlichen Bittgottesdienst für die Freilassung der deutschen Kriegsgefangenen durch. In die in der Kirche aufgelegten Listen trugen sich 1122 Gemeindeglieder, d. h. alle Kirchentreuen ohne Ausnahme, ein.

Das Jahr 1947 bedeutete auch für unsere Gemeinde den Höhepunkt der Nachkriegsnot.  Die Vorräte waren weithin aufgezehrt; eine seit Jahrzehnten in dieser Stärke nicht mehr erlebte Hitzewelle und monatelange Dürre brachten eine schlechte Ernte. Dazu vertieften Geldentwertung und Schwarzhandel diese Not noch zusätzlich. Im kirchlichen Bereich war 1947 eine Bestandsaufnahme der erlittenen und die Beseitigung der schlimmsten Schäden das Gebot der Stunde.

Unser Notkirchlein bekam innen und außen einen sauberen neuen Anstrich. Das Kreuz an der Giebelseite wurde vergoldet und die Sakristei besonders würdig ausgeschmückt.

Die "Jugendhütte" wurde nochmals erweitert, um der infolge der Rückkehr evakuierter und des Zuzugs neuer Gemeindeglieder stark gewachsenen Gemeindearbeit neben der verstärkten Jugendarbeit Raum zur Entfaltung bieten zu können.

Der südliche Vorbau der Kirche wurde für Hilfswerkzwecke ausgebaut und sollte auch als Gemeindezimmer, nicht zuletzt auch für die Jugend dienen. Herr Schuhmann verstand es als Organist und Kantor das kirchenmusikalische Leben in besonderen Feierstunden auf eine bisher nicht erreichte Höhe zu heben. Kirchenchor und Posaunenchor trugen in ständig steigender Vervollkommnung zur Verschönerung und Bereicherung der Gottesdienste bei.

Der Heimkehrerkreis wurde in einen Jungmännerkreis umgewandelt und versammelte sich nun regelmäßig alle 14 Tage unter der Leitung des Gemeindepfarrers.

Eine Zählung und Neuaufnahme der Gemeindeglieder ergab 4237 Seelen. Zum ersten Mal wurde am 5. Sonntag nach Trinitatis die Goldene Konfirmation von 14 Frauen und Männern gefeiert.

Die Zahl der Abendmahlsgäste überschritt erstmals die Tausendergrenze.

 

Lesen sie mehr zur Geschichte der Auferstehungsgemeinde im Artikel "1948 - 1955: Neue Zeit - Neue Aufgaben"